Beiträge von Clavaria

    Hallo zusammen

    Keine Ahnung ob da etwas Gyromitrin drin ist. Wenn man einmal ein paa Löffel davon isst, nachdem man sie gut gekocht hat, stirbt man ganz offensichtlich nicht grad, Symptome hatte ich auch keine.

    Die Frühjahrs-Lorchel heisst nicht ohne Grund "Gyromitra esculenta", also "Speiselorchel". Die wurde früher auch fleissig gegessen und die Leute kippten nicht reihenweise um.

    Ich will das Gift damit nicht verharmlosen. Aber Gyromitrin ist flüchtig und löst sich bei längerem Kochen auf (was jetzt aber kein Grund ist, fröhlich Frühjahrs-Lochels zu futtern).

    Wie gesagt, ich habe mich an meiner damaligen "Pilzbibel" orientiert wo der Spateling als essbar drin stand. Das war vor über 20 Jahren, heute würde ich auch die Finger davon lassen.

    Hiermit rate ich feierlich jedem vom Verzehr der Spatelinge ab :)

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Ich denke wirklich selten ist der Braune Afterleistling wohl nicht. Er wird einfach meistens mit H. aurantiaca in eine Tonne geworfen.

    Wer macht sich schon die Mühe einen falschen Pfifferling genauer zu untersuchen...

    An den Schweizer Anlässen lag er letztes Jahr dreimal auf dem Tisch.

    Gruss Raphael

    Hallo Sabine

    Vielleicht Agaricus phaeolepidotus? Der gilbt zwar schwach an der Stielbasis, aber nur wenn man gründlich reibt und wohl auch nicht immer.

    Ludwig erwähnt eine praktisch nicht gilbende Kollektion, und Parra schlüsselt ihn auch unter den nicht gilbenden Arten.

    Agaricus freirei verhält sich ähnlich, wird an der Basis beim Reiben ocker (nicht gelb). Ist praktisch nur mediterran verbreitet und deshalb unwahrscheinlich, aber natürlich nicht unmöglich.

    Mikroskopisch könnte man die beiden gut unterscheiden.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Risspilze sind im Moment aufgrund fehlender, aktueller Schlüssel kaum bestimmbar.

    Einigermassen eingrenzen kann man mit der Funga Nordica, aber die ist für Risspilze leider auch schon veraltet.

    In all den genannten Werken (Pilze der Schweiz, Stangl, sogar Ludwig) sind so viele Fehler, dass man sie kaum für die Risspilz-Bestimmung verwenden kann.

    inocybe.org ist eine super Seite, aber, wie die Autorin selbst schreibt, bei weitem nicht vollständig. Man kann es als Referenz nutzen, aber nicht für die Bestimmung indem man sich "durchklickt".

    Für die Höckersporer gibt es hier einen brauchbaren Schlüssel, der aber auch "schon wieder" über 10 Jahre alt ist:

    https://www.researchgate.net/publication/25…nodulose_spores

    Seitdem wurden wieder etliche neue Arten beschrieben die im Schlüssel fehlen.

    Grundsätzlich: Einen einzelnen Risspilz kann man nicht bestimmen, bestenfalls eingrenzen.

    Wenn man eine schöne Kollektion hat und diese gründlich mikroskopisch untersucht, hat man nur eine Chance wenn man alle neueren Papers berücksichtigt.

    Die meisten sind auf inocybe.org verlinkt. Aber Achtung, das sind nur Beschreibungen, es gibt noch keinen Schlüssel mit all den neuen Arten.

    Gruss Raphael

    Hallo,

    Hm also ich finde die Vorgehensweise suboptimal. Wenn jemand an Heilpilze glaubt, habe ich damit kein Problem.

    Aber jetzt alles vom Baum abkratzen was man findet, und dann fragen was es ist? Da sollte man sich doch eher umgekehrt erst etwas Wissen aneignen, dann suchen gehen und sich das bestätigen lassen.

    Ist in etwa das gleiche wie in den Wald gehen, blindlings alle Pilze in einen Korb werfen, dann hier fragen welche man essen kann, und schliesslich alles kompostieren weil nichts davon essbar ist.

    Gruss Raphael

    Hallo Stephan

    Ich bin zwar nicht StephanW, aber schreibe trotzdem was.

    Zum Internet im Allgemeinen, wenn man sich seriös mit Pilzen beschäftigt, also nicht mit Fokus auf die Pfanne: Grosse Vorsicht. Das Internet ist gut um seriöse Literatur zu suchen, auch herunterzuladen, und sich in Foren auszutauschen. Aber diese Seiten, die mit einer immensen Zahl von beschriebenen Pilzen werben, sind oft veraltet, zu oberflächlich und voller Fehler. Eine solche Seite wirklich seriös zu pflegen, wäre ein Vollzeit-Job für ein ganzes Team von Mykologen. Der Aufwand wird bei solchen Projekten wohl anfangs unterschätzt. Das gleiche gilt für all die Pilz-Apps, mit denen man angeblich jeden Pilz sicher bestimmen kann.

    Gute Literatur gibt es nach wie vor nur in Buchform, sowie als Fachartikel in mykologischen Zeitschriften.

    Naja und dann wird es halt teuer... Alle paar Jahre ein neues Buch wäre traumhaft, ich gebe pro Jahr etwa 2000 Euro für Literatur aus. Ok, aber ich übertreibe es manchmal auch. Mit den bekannten Werken von Ludwig oder Breitenbach&Kränzlin ist man für viele Jahre gut beraten, solange man sich nicht wirklich intensiv in die Mykologie einarbeiten will. Unabdingbar sind gute Schlüssel, Funga Nordica oder Gröger. Jedes Buch ist irgendwann teilweise veraltet, aber das heisst nicht dass es innert weniger Jahre wertlos und insgesamt unbrauchbar ist. Am besten schaut man deshalb immer in mindestens zwei Bücher.

    Es gibt auch kompaktere, preiswertere Bücher die wohl ihre Vorteile haben, da kenne ich mich aber nicht wirklich aus. Andere können dir sicherlich weitere Bücher empfehlen.

    Gruss Raphael

    Hallo Stephan

    Obwohl es nicht viele Scheidlings-Arten gibt, sind gerade diese kleineren, hellen Scheidlinge sehr schwierig zu bestimmen, weil die Artauffassung in der Literatur nicht einheitlich ist.

    Mit dieser dunklen Scheide ist der Grosse Scheidling V. gloiocephala eigentlich aus dem Spiel. Ich würde trotz des hellen Hutes auf etwas im Aggregat um Volvariella murinella tippen. Mikroskopisch käme man noch etwas weiter, mit makroskopischen Merkmalen lässt sich das nicht sicher bestimmen.

    Es gibt noch einige neu beschriebene Arten, die in der üblichen Literatur fehlen. Aber eine moderne Monographie der Gattung fehlt leider noch.

    Gruss Raphael

    Hallo

    Also wenn es konkret um eine makroskopische KOH-Reaktion geht:

    Wo genau du es aufträgst, ist vor allem bei Cortinarien wichtig. Da habe ich mir angewöhnt: Einfach überall.

    Wenn ich Phlegmacien bestimme, kommt KOH auf die Huthaut, auf den Stiel von oben bis unten, aufs Fleisch von oben bis unten.

    Man weiss ja im Voraus nicht, welche Art es ist, also ist es besser einfach alles zu testen solange man Frischmaterial hat.

    Niemand wird dich veruteilen, wenn du KOH auf die Knolle getupft hast, und sich das im Nachhinein als unnötig herausstellt. Andersrum ist schlechter, dann fehlt dir vielleicht ein wichtiges Merkmal.

    Bei anderen Gattungen würde ich mit KOH nur testen, wenn das bei einer Art die in Frage kommt erwähnt ist, oder im Gattungsschlüssel abgefragt wird.

    Zum Beispiel bei grossen Trichterlingen der Gattung Infundibulicybe oder bei Cystoderma sl. Wenn nichts anderes erwähnt ist, testet man die Huthaut oder das Hutfleisch.

    Vorsorglich jeden Pilz mit KOH behandeln ist nicht nötig.

    Melzer braucht man nur am Sporenpulver oder im Sporenpräparat für die Jodreaktion.

    Die Schäffer-Reaktion gibt es nur bei Agaricus, lasse ich meistens weg.

    Braucht man nur selten, diese Chemikalien sind sehr sehr giftig und fressen sich mit der Zeit durch den Plastikdeckeln von handelsüblichen Behältern.

    Meistens kommt man auch ohne Schäffer-Test zum Ziel, bzw. bei den Arten die am Ende noch in Frage kommen hilft der Test nicht mehr weiter.

    Ansonsten nutze ich makrochemische Reaktionen sehr selten, nur wenn es in einer Artbeschreibung oder im Schlüssel erwähnt ist.

    Eine zusätzliche Sicherheit bei der Essbarkeit wird dir das nur sehr selten bringen, die meisten Arten mit speziellen Reaktionen kommen also Speisepilze nicht in Frage.

    Literatur: Bei "Pilze der Schweiz" sind einige Sachen in der Einleitung erwähnt, aber längst nicht alles.

    Ansonsten Fachliteratur der jeweiligen Gattung. Diese Reaktionen sind eigentlich nicht für Speisepilzsammler gedacht, deshalb gehen handelsübliche Bücher auch nicht im Detail darauf ein.

    Das würde unvorsichtige Sammler nur dazu verleiten, diesen Reaktionen zu viel Gewicht zu geben, statt auf anderere Merkmale zu achten.

    Gruss Raphael

    Hallo Andreas

    Zu diesem Pilz ist schon alles gesagt.

    Nur ein genereller Hinweis zu dem Buch:

    bitte sei extrem vorsichtig, vor allem wenn du vermeintliche Speisepilze abbildest.

    Auch wenn es kein Bestimmungsbuch sein soll, wird es Leute geben die sich an deinen Bildern orientieren und irgendwas in die Pfanne hauen das ähnlich aussieht. Unter keinen Umständen sollte sich da eine Fehlbestimmung einschleichen, das kann fatale Folgen haben. Rechtliche Konsequenzen musst du unbedingt mit Haftungsausschlüssen verhindern.

    Versteh mich nicht falsch, ich finde das Projekt gut, man muss es einfach mit der gebotenen Vorsicht angehen.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Das Bestimmen eines Bovistes ist meistens ein aussichtsloses Unterfangen, wenn man nicht sowohl vollreife (staubende) Fruchtkörper als auch unreife Exemplare hat.

    Die beoachteten Sporen sind sonst nicht reif und lassen keinen verlässlichen Rückschluss auf das Ornament zu.

    Die Existenz und Struktur der Subgleba lässt sich an einem unreifen Exemplar auch nur erahnen.

    Die Gestalt der Austrittöffnung ist auch nicht bekannt.

    Zur Bestimmung gibt es ein ausgezeichnetes Buch (Puffballs of northern and central Europe), mit einem Schlüssel der sehr gut funktioniert.

    Das lohnt sich für jeden interessierten Laien. Plötzlich macht es nämlich richtig Spass Boviste zu bestimmen, nachdem man sich mit der Materie etwas beschäftigt hat.

    Für die Mikroskopie braucht man nur die vollreifen Fruchtkörper. Die unreifen nur makroskopischen Beurteilung.

    Natürlich gibt es auch ein paar Arten, die man makroskopisch sicher ansprechen kann.

    Viele Grüsse

    Raphael

    Hallo Andy

    Sehr schön dokumentiert! Das Bestimmen von Helmlingen ist immer eine Herausforderung.

    Mit welcher Literatur hast du bestimmt? Ich habe immer Mühe mit dem Schlüssel von Aronsen&Laessoe, deshalb bestimme ich Helmlinge fast nur noch nach der Monographie von Robich.

    Mycena abramsii hat meistens diese typischen Zystiden mit verjüngtem Apex. Der Apex kann aber auch unregelmässig sein, dann gerät man bei der Bestimmung gerne in die Irre:

    Mach weiter so :)

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Bin gespannt was hierbei rauskommt. Ohne die Lorcheln selber in der Hand zu halten, ist das schwierig.

    Die Oberfläche scheint aber filzig-rauh zu sein, wenn man die Bilder maximal vergrössert. Vielleicht etwas aus der Gruppe um H. ephippium?

    Helvella fusca ist es jedenfalls sicher nicht, die hat einen stark gerippten Stiel, ähnlich wie eine Herbstlorchel:

    Gruss Raphael

    Hallo Codo

    Grundsätzlich kannst du bei grösseren Ascomyceten auch einen Sporenabwurf machen.

    Einfach mit der Fruchtschicht nach unten auf einen Objektträger legen. Die genaue Farbe des Abwurfs ist uninteressant.

    Aber wie gesagt müssen sie dazu reif sein. Um das zu testen, gibt es zwei Möglichkeiten:

    • Bei gutem Licht an den Fruchtkörper stubsen. Wenn sich ein Wölkchen bildet, ist er reif.
    • Mit der Pinzette ein kleines Stück der Fruchtschicht entnehmen und unters Mikroskop legen. Wenn viele Sporen frei herumschwimmen, ist er reif.
      Einzelne schwimmende Sporen genügen nicht für die Reife - beim Quetschen drückt man schnell mal eine unreife Spore aus den Asci.

    Nachreifen wie bereits erwähnt in einer feuchten Dose im Kühlschrank, am besten auf feuchtem Moos. Alle 2-3 Tage öffnen und kontrollieren.

    Ascosporen muss man immer in Wasser messen. Um das Ornament zu beurteilen, hilft es mit Baumwollblau oder anderen Färbemitteln nachzuhelfen.

    Die sichere Bestimmung ist nachher ein anderes Problem. Dazu braucht es Spezialliteratur und sehr viel Geduld und Erfahrung.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Helvella acetabulum sollte stärker gerippt und eher braun gefärbt sein.

    Unter Fichten finde ich oft Dissingia (Helvella) confusa, das könnte ich mir hier auch gut vorstellen.

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Inzwischen sind in Europa 5 Strobilurus-Arten nachgewiesen.

    Neben den drei altbekannten auch Str. albipilatus und Str. griseus.

    Es lohnt sich also, die Dinger auch mal genauer anzuschauen.

    Strobilurus griseus ist ähnlich wie Strobilurus esculentus, aber heller (weiss bis hellgrau). Wobei das bei Strobilurus esculentus auch vorkommen kann.

    Mikroskopisch lassen sich die Arten gut trennen:

    Str. esculentus mit dickwandigen, metachromatischen Zystiden; Str. griseus mit dünnwandigen, nicht metachromatischen Zystiden.

    Hier ist ein halbwegs brauchbares Portrait: MycoDB : Fiche de Strobilurus griseus

    Zu Strobilurus albipilatus gibt es wenig moderne Literatur, nach der Original-Beschreibung aus Nordamerika sind die Zystiden aber anders geformt:

    Gruss Raphael

    Hallo zusammen

    Nachdem das Päckchen etwa zwei Wochen im Weihnachtsstress herumlag, habe ich mir die Flammulina's nur zu Gemüte geführt:

    Cheilozystiden nur der Vollständigkeit halber, die helfen bei der Bestimmung nicht weiter.


    Ganz wichtig bei Flammulina ist der Aufbau der HDS. Ich hatte befürchtet dass ich das an Trockenmaterial nicht mehr richtig sehe. Aber es klappt gut.

    Hier sieht man rot eingefärbt die palisadenförmigen Pileozystiden, darüber in der diffusen Schleimschicht die verzweigten Ixohyphidien.

    Es gibt keine hymeniforme Grundschicht, die hätte keulig-gestielte Zellen.

    Die Sporen sind recht schlank, etwa 7.5-8.5 x 3.3-3.8 µm.

    So, und damit ist das nun eindeutig bestimmbar.

    Die HDS-Struktur schliesst kaum bekannte Arten wie F. populicola aus.

    Aufgrund der langen Sporen mit einem Koeffizient von über 2.0, kombiniert mit den überall vorhandenen Ixohyphidien, kommt man nur zu einem Schluss:

    Es ist eine "banale" Flammulina velutipes. Denkbar wäre aufgrund der blassen Hutfarbe die var. lactea, aber die sollte trocken reinweiss sein, das Exsikkat ist aber gelbocker.

    F. fennae hätte weniger schlanke Sporen, Koeffzient unter 1.9, und weniger ausgeprägte Ixohyphidien

    Es gibt noch eine kürzlich beschriebene Flammulina finlandica, die müsste stark koralloide Ixohyphidien haben. Ansonsten sehr ähnlich (siehe Wang et al. 2018).

    Wer noch mehr wissen will:

    Bas, C. 1983 - Flammulina in western Europe. Persoonia 12: 51-66

    Hahn 2016 - Bestimmungsschlüssel zu ausgewählten Gattungen der Agaricales 2, Die Gattung Flammulina - Mycologia Bavarica 17

    Ripková et al. 2010 - The delimitation of Flammulina fennae - Mycological Progress 9

    Wang et al. 2018 - Phylogeny and species delimitation of Flammulina - Mycological Progress 17

    Gruss Raphael