Brauner Büschelrasling... oder doch nicht? -> Nein, sondern: Gerhardtia incarnatobrunnea

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 561 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (9. August 2025 um 01:52) ist von ibex.

  • Hallo zusammen,

    ich habe hier einen Fund aus dem Mischwald, der vom gesamten makroskopischen Erscheinungsbild auf den Braunen Büschelrasling hindeutet.

    Die Sporen allerdings passen nicht dazu: sie haben eine Größe von 5,3x3,1 µm, und sind nicht sphärisch (Q: 1,7). Der Braune Büschelrasling sollte etwas größere, rundliche Sporen haben.

    Vielleicht habt ihr einen Hinweis, was hier nicht zusammenpasst?

    Danke euch :)

  • Hallo,

    Schwierig so einzuschätzen. Mit diesen Sporen sicher nichts aus dem Aggregat um den Büschelrasling.

    Aber ich werfe mal den Seifenritterling in den Raum.

    Hast du den Geruch geprüft? Verfärben sich die Lamellen bei Verletzung?

    Lyophyllum kann man leicht mit der siderophilen Granulation erkennen oder ausschliessen - falls du die entsprechenden Reagenzien hast.

    Lg Raphael

  • Hallo Raphael,

    danke für deine Rückmeldung :)

    Siderophile Granulation - interessanter Hinweis! Das habe ich nicht ausprobiert, dafür habe ich die Reagenzien nicht da.

    Ausprobiert habe ich Melzer. Damit konnte ich zumindest erkennen, dass die Sporen nicht amyloid sind.

    Den Geruch habe ich als unauffällig wahrgenommen.

    Die Huthaut von diesem Exemplar konnte nicht abgezogen werden, im Gegensatz zum Braunen Büschelrasling. Sicher wäre bereits dieser Unterschied auch ohne die Sporenbetrachtung schon der eindeutige Hinweis gewesen, dass hier eine andere Art vorliegt.

    Es ist erstaunlich, dass sich dieser Fund erst in den weniger offensichtlichen Merkmalen vom Braunen Büschelrasling unterscheidet. Aber auch als primärer Verwechslungspartner ist diese Art nicht zu finden...

    Viele Grüße, ML

  • Hallo

    Hast du eigentlich auch ein Schnittbild? Könnte das vielleicht ein Fleischbräunlicher Scheinrasling - Gerhardtia incarnatobrunnea sein? Ich habe es nur kurz angeschaut, aber die Sporen sollten, soweit ich gesehen habe, passen und auch die Merkmale könnten passen. Den Geruch beschreibt Ludwig mit: "Geruch im frischen Schnitt schwach, aber deutlich nach Mehl". Wenn du aber keinen Schnitt gemacht hast, hast du den Geruch evtl. gar nicht wahrgenommen, da er als schwach beschrieben wird. Kannst ja mal vergleichen.

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo

    Hast du eigentlich auch ein Schnittbild? Könnte das vielleicht ein Fleischbräunlicher Scheinrasling - Gerhardtia incarnatobrunnea sein? Ich habe es nur kurz angeschaut, aber die Sporen sollten, soweit ich gesehen habe, passen und auch die Merkmale könnten passen. Den Geruch beschreibt Ludwig mit: "Geruch im frischen Schnitt schwach, aber deutlich nach Mehl". Wenn du aber keinen Schnitt gemacht hast, hast du den Geruch evtl. gar nicht wahrgenommen, da er als schwach beschrieben wird. Kannst ja mal vergleichen.

    LG
    Benjamin

    Hallo Benjamin,

    danke für den wertvollen Hinweis! Ein Schnittbild habe ich leider nicht. Einen Mehlgeruch konnte ich nicht in auffälliger Ausprägung feststellen, ggf. hat er sich nur schwach entwickelt. Dennoch: zu deinem Art-Vorschlag passen die Merkmale so überzeugend, dass ich sie als hinreichend für die Artbestimmung erachte.

    Interessant, dass diese Art nicht aus Verwechslungspartner für den Braunen Büschelrasling genannt wird. Wohl aufgrund der Seltenheit seines Auftretens... mich hat er jedenfalls dahingehend getäuscht :)

    Danke und beste Grüße, ML

  • MycoLab 7. August 2025 um 18:52

    Hat den Titel des Themas von „Brauner Büschelrasling... oder doch nicht?“ zu „Brauner Büschelrasling... oder doch nicht? -> Nein, sondern: Gerhardtia incarnatobrunnea“ geändert.
  • Hallo,

    Ja, makroskopisch kommt das gut hin, und die Sporenmasse passen auch.

    Aber um die Bestimmung abzusichern, würde ich noch etwas mehr machen (falls nicht zu spät):

    Gerhardtia-Arten haben punktierte Sporen. Das Sporenfoto oben reicht nicht, um das einzuschätzen.
    Aber wenn man so ein schönes Abwurf-Präparat hat, sollte man das eigentlich erkennen können.

    Dann sollte man die HDS noch nach inkrustiertem Pigment absuchen, und nach Schnallen Ausschau halten (es sollte keine geben).
    Auch das erkennt man auf dem Foto oben nicht, aber am Mikroskop sieht man es sofort.

    Wenn die Fruchtkörper schon weg sind, ist es auch nicht schlimm ;)
    Ich kann mich mit Benjamin's Vorschlag gut anfreunden.

    LG Raphael

  • Hallo,

    Gerhardtia incarnatobrunnea

    Wieder was neues gelernt, danke dafür!

    EIn wichtiges Merkmal beim Braunen Büschelrasling ist ja die knautische Konsistenz. Ich würde mal vermuten, dass der Scheinrasling, die nicht so aufweist.

    VG Thiemo

    Bestimmungsvorschläge anhand von Fotos sind immer unter Vorbehalt und mit Restrisiko!

    Eine Freigabe zum Verzehr können nur Pilzsachverständige vor Ort geben! -> Pilzsachverständige finden

  • Guten Morgen Raphael,

    danke für deine Ergänzungen. Einen ganzen Fruchtkörper hatte ich nicht mehr zur Verfügung, jedoch aber ein kleines Stück aus dem Hut mit Huthaut und Lamellen. Damit konnte ich einen weiteren Sporenabwurf erhalten.

    Die Sporen habe ich zwecks Kontrastverbesserung der Oberflächenstruktur mit Kongo-Ammoniak versetzt.

    In Fungi of Temperate Europe (Laessoe/Petersen) wird die Sporenstruktur von Gerhardtia incarnatobrunnea als "finely ornamented" beschrieben, was die Beobachtung gut wiedergibt.

    Von der Zellen aus der Hutdeckschicht konnte ich weitere Bilder anfertigen, mit Fokus auf Sichtbarkeit der Hyphenenden: Schnallen sind keine zu erkennen.

    Farbliche Strukturen der Huthaut wurden auch nochmal in den Fokus genommen, inwiefern sie dem Merkmal nach inkrustiertem Pigment gerecht werden, kann ich mit diesen Bildern nicht eindeutig bestätigen. Kannst du mir mitteilen, welche Quelle dieses Merkmal für die Bestimmung der Gattung/Art angibt?

    Beste Grüße,
    Mykolab

  • Hallo,

    Gerhardtia incarnatobrunnea

    Wieder was neues gelernt, danke dafür!

    EIn wichtiges Merkmal beim Braunen Büschelrasling ist ja die knautische Konsistenz. Ich würde mal vermuten, dass der Scheinrasling, die nicht so aufweist.

    VG Thiemo

    Hallo Thiemo,

    danke für deinen Input! Ich habe für mich festgehalten auf die Abziehbarkeit der Huthaut zu achten: beim Braunen Büschelrasling ist sie abziehbar. Wenn sie es nicht ist, dann liegt auf jeden Fall eine andere Art vor. Bei diesem Fund konnte die Huthaut nicht mal ansatzweise abgezogen werden.

    Beste Grüße, ML

  • Die Sporen habe ich zwecks Kontrastverbesserung der Oberflächenstruktur mit Kongo-Ammoniak versetzt.

    In Fungi of Temperate Europe (Laessoe/Petersen) wird die Sporenstruktur von Gerhardtia incarnatobrunnea als "finely ornamented" beschrieben, was die Beobachtung gut wiedergibt.

    Von der Zellen aus der Hutdeckschicht konnte ich weitere Bilder anfertigen, mit Fokus auf Sichtbarkeit der Hyphenenden: Schnallen sind keine zu erkennen.

    Farbliche Strukturen der Huthaut wurden auch nochmal in den Fokus genommen, inwiefern sie dem Merkmal nach inkrustiertem Pigment gerecht werden, kann ich mit diesen Bildern nicht eindeutig bestätigen. Kannst du mir mitteilen, welche Quelle dieses Merkmal für die Bestimmung der Gattung/Art angibt?

    Hallo,

    ja, bei den Sporen scheint man eine feine Punktierung zu erkennen.
    Vor allem scheint auch der Umriss etwas unregelmässig zu sein, ähnlich wie bei Rhodocybe.
    Das sieht man gut auf dem REM-Foto in einer italienischen Zeitschrift [Micol. e Veget. Medit., 19 (2): 151-162. 2004]:

    Dass es vermutlich keine Schnallen gibt, sieht man gut auf deinen HDS-Bildern.

    Das Pigment ist vermutlich schwierig zu sehen, weil es nur sehr fein inkrustierend ist. Bei einigen Hyphen auf deinen Bildern könnte man vermuten, dass sie inkrustiert sind. Die farbigen Strukturen auf deinen Bildern sind aber wohl Fremdkörper, das Pigment müsste an den fast farblosen Strukturen sein.

    Die Info zum HDS-Pigment findet sich bei Ludwig (Band 1 S. 47 als Calocybe civilis), oder auch bei den Italienern in MVM 19(2):
    "Rivestimento pileico formato da un mixtum compositum di ife cilindriche a elemento terminale sovente ingrossato e di cellule allargate; pigmento eggermente incrostante e intraparietale.". Auf deinen letzten HDS-Bildern, sieht man gut die zylindrischen Hyphen und die verdickten End-Elemente, das passt soweit sehr gut.

    Alles in allem spricht nichts dagegen. Du hast da eine ziemliche Rarität gefunden, Gratulation!

    Hier gibt es auch noch ein schönes Portrait: https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pi…3%3A71%3A%3A242

    LG Raphael

  • Wie spannend :)

    Danke Raphael für die weiteren Informationen!

    Und danke allen für die Zeit, die Ihr bei der Unterstützung aufgewendet habt. Sehr interessant und lehrreich :lightbulb:

    Viele Grüße, Mycolab

  • Hallo Thiemo

    Gerhardtia incarnatobrunnea

    Wieder was neues gelernt, danke dafür!

    Das macht mich ja schon fast stolz, dass du mal etwas nützliches aus einem meiner Beiträge für dich herausziehen konntest. Gewöhnlich frage ja ich dir immer Löcher in den Bauch. ^^ Danke jedenfalls für deine tollen Beiträge hier und im anderen Forum. :thumbup:

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

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