Bilimbia sabuletorum, die Gewöhnliche Stäbchenflechte

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 326 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (20. Februar 2025 um 17:52) ist von KaMaMa.

  • Hallo,

    Bilimbia sabuletorum ist eine unscheinbare Krustenflechte, die häufig auf gesteinsbewohnenden Moosen über Kalk vorkommt. Bestimmt hat sie jeder schon gesehen, aber vielleicht nicht unbedingt als solche erkannt. Denn die Strukturen der Flechte sind recht klein und man benötigt schon sehr gute Augen, besser eine Lupe oder ein gutes Makrofoto, um die Details zu erkennen.

    Zuletzt auf der Fränkischen Alb in der Nähe von Solnhofen, wo bekanntlich der Archeopterix wohnt(e), und schöne bankartige "Schwammkalksteine" aus Dolomit anstehen, lassen sich kalkliebende Flechten finden. Auch B. sabuletorum.

    Bild 1 Dolomitbank über der Altmühl


    Bild 2 Flechtengesellschaft auf Dolomitfelsen


    In einer kleinen Höhlung knapp über Bodenniveau war eine auffällige, graugrüne Stelle zu erkennen. Bei flüchtiger Betrachtung könnte man meinen, Moos vor sich zu haben. Tatsächlich ist ein Flechtenthallus zu sehen, der das Moos fast vollständig und dünn überzogen hat, und die Struktur des Mooses sichtbar erhält. An der eigentümlichen graugrünen Färbung ist die Flechte jedoch im trockenen Zustand schon aus größerem Abstand über dem Kalkstein zu erkennen.

    Bild 3 Bilimbia sabuletorum (Bildbreite um 10 cm in Natura) auf Moos. Einige Moosästchen sind nicht überwachsen: Beachtet man die grünen Moosästchen rechts im Bild und in der Bildmitte, die zum gleichen Moosthallus wie der überwachsene Bereich gehören, so ist der farbliche Unterschied bestens erkennbar


    Die Strukturen der Flechte erkennt man erst unter der Lupe richtig:

    Bild 4 Ein grüngrauer, körniger Thallus mit ocker bis braunen, randlosen Apothecien überzieht dünn das Moos. Bei sehr jungen, noch flachen Apothecien ist ein Rand erkennbar, der aber beim Wachsen und Reifen der Fruchtkörper schnell verschwindet.


    Bild 5 Detail mit unterschiedlich hellen, gelblichen bis braunen Apothecien. Die Apothecien sind stark konvex bis fast kugelig. Es sollen auch sehr dunkle, bis schwarzbrauns Apothecien vorkommen können.

    Die Apothecien bleiben im Durchmesser unter 1 mm.


    Bild 6 Quergeschnittenes, feuchtes Apothecium mit hellem Hymenium und braunem Hypothecium darunter.


    Bild Quetschpräparat: Quetscht man das Apothecium in Wasser, so werden die Schichtdicken und Farben der einzelnen Schichten des Fruchtkörpers besser erkennbar.

    Es zeigen sich 8-sporige Asci mit spindelförmigen, mehrzelligen Sporen:


    Bild 7 Hymenium mit Asci und mehrzelligen, spindeligen Sporen


    Bild 8 Ascus mit 8 Sporen


    Bild 9 einige frei schwimmende Sporen mit 4-6 Zellen, Es lassen sich auch Sporen bis zu 10 Zellen finden.

    Die relativ dicken, spindelförmigen Sporen messen bewim Fund - ganz typisch - um 20-35 x 6,5 µm.


    Wenn man diese Flechte finden möchte, muss man nicht weit reisen. Es lohnt sich, an nährstoffreichen, schattigen, etwas feuchten und kalkhaltigen Gartenmäuerchen zu suchen. Unter Umständen kann auch Mörtel in der Fuge als Kalkquelle genügen.

    Also Augen auf!

    Bild 10 Alte vermooste Garteneinfassung (Nordseite) am Ortsrand mit B. sabuletorum


    LG, Martin

  • Hallo Martin, Dein Foto kam mir auf Anhieb bekannt vor. An so ziemlich der gleichen Stelle habe ich 2013 dieses Foto aufgenommen.

    Flechten habe ich damals nur wenige aufgenommen ||

    LG Emil

  • Hallo Emil,

    ja, genau so sieht es dort aus, ein sehr schönes Foto zeigst du von der Gegend. Da hast du eindeutig besseres Wetter erwischt. Bei meinem Besuch war der Boden gefroren und die oberen 2 cm zu schmierigem Glitsch aufgetaut. Die Gegend selbst allerdings ist allerliebst!

    Ich kann dir versichern, es sind noch genug Flechten vorhanden, wenn du mal wieder dort vorbeikommst. Nach 12 Jahren wird es wieder mal Zeit, oder? Tatsächlich hatte ich mir mehr von dem Ort erhofft: Im Wental auf der schwäbischen Ostalb ist wesentlich mehr an unterschiedlichen Flechten auf Dolomit geboten. Ähnliches hatte ich mir von den 12 Aposteln erhofft. Leider sind die Felswände dort praktisch unzugänglich.

    Wegen der Bilimbia muss man aber nicht so weit reisen. Da reicht das Gartenmäuerchen in der Nachbarschaft vielleicht schon aus!

    LG, Martin

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